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Testosteron macht „hart und weich“ zugleich

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Testosteron macht „hart und weich“ zugleich
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Bei älteren Männern könnte eine Testosteron-Therapie auch die Libido stark machen (Foto: Willowpix/iStock)
Es macht den Körper männlich und „härtet“ den Charakter, heißt es – doch die Wirkung des Hormons Testosteron auf das Verhalten von Männern ist offenbar noch deutlich vielschichtiger, belegt nun eine experimentelle Studie. Die Effekte wirken dabei fast widersprüchlich: Testosteron erhöht demnach einerseits die Aggressionsbereitschaft, andererseits macht es Männer aber auch unter bestimmten Umständen besonders großzügig. Wie die Forscher erklären, erfüllen allerdings beide Effekte des Hormons vermutlich den gleichen Zweck: Sie können die soziale Stellung von Männern stärken.

Bei vielen Tierarten scheint die Wirkung des Testosterons auf das Verhalten der Männchen eindeutig zu sein: Es steigert die Aggressivität gegenüber Rivalen beziehungsweise fördert das Dominanzverhalten. Letztlich soll dies den Fortpflanzungserfolg eines Männchens fördern. Doch beim Menschen scheint die Wirkung des Männerhormons auf das Verhalten komplizierter zu sein, wie Studienergebnisse bereits nahelegen. Es könnte vielschichtigere Wirkungen besitzen, da der Erfolg eines Mannes im komplexen Sozialsystem des Menschen auf mehr als nur auf Dominanzverhalten beruht.

Experimentelle Spiele mit einer Dosis Testosteron

Eine Hypothese in diesem Zusammenhang lautet, dass Testosteron beim Menschen Verhaltensweisen begünstigt, die auf verschiedenen Ebenen mit einer Verbesserung der Stellung im Sozialsystem verknüpft sind. Neben Dominanz könnte dabei auch Großzügigkeit ein Aspekt sein, durch den ein Mann das Ansehen und die Unterstützung von Mitmenschen gewinnen kann. Um dieser Hypothese experimentell nachzugehen, haben die Forscher um Jean-Claude Dreher vom Trinity College Dublin Versuche mit 40 männlichen Freiwilligen durchgeführt.

Die eine Hälfte der Studienteilnehmer bekam eine experimentelle Dosis Testosteron verabreicht, die Kontrollgruppe hingegen eine wirkungslose Scheinsubstanz – ein Placebo. Anschließend spielten die Probanden ein experimentelles Spiel, bei dem sich das Niveau ihrer Aggressivität, aber auch ihre Neigung zur Großzügigkeit zeigen sollte. Es handelte sich um ein sogenanntes Ultimatum-Spiel, das die Forscher für ihre Studienfrage leicht abgewandelt hatten.

Zwei Spieler mussten dabei entscheiden, wie eine Geldsumme zwischen ihnen aufgeteilt werden soll. Bei jeder Runde präsentierte der aktive Spieler dazu einen Vorschlag. Der passive konnte diesen Teilungsvorschlag akzeptieren – wenn er ihn aber wegen der Ungerechtigkeit des Angebots ablehnte, bekammen beide nichts. Bei den Versuchen übernahmen alle Probanden stets die Rolle des passiven Partners. Sie hatten zusätzlich die Möglichkeit, den Partner anschließend für seine eventuelle Ungerechtigkeit finanziell zu bestrafen, oder ihm aber Geld aus der eigenen Tasche zu schenken, wenn er sich als gerecht erwiesen hatte.

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Streng aber auch besonders großzügig

Es zeigte sich: Die mit Testosteron behandelten Teilnehmer bestraften ungerechte Partner deutlich intensiver als die Männer aus der Kontrollgruppe. Den Forschern zufolge belegt dies zunächst die bereits bekannte Aggressions-steigernde Wirkung des Hormons bei Provokation. Doch es zeichnete sich außerdem ab: Die Männer mit der Extra-Dosis Testosteron gaben ihren Partnern häufiger und deutlich üppigere Belohnungen, wenn sich diese ihrerseits als großzügige Spielpartner gezeigt hatten. Die Ergebnisse bestätigen somit die Hypothese, dass das Hormon sowohl aggressive als auch prosoziale Verhaltensweisen verstärken kann.

Das Ergebnis widerspricht somit dem landläufigen Klischee der Wirkung von Testosteron, betonen die Forscher. Es zeigt, dass die Wirkung offenbar vom sozialen Kontext abhängig ist und letztlich in jedem Fall einem wichtigen Ziel zu dienen scheint: Die Stellung im menschlichen Sozialgefüge zu stärken.
 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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