Diabetes ist eine ausgesprochene Volkskrankheit: Millionen Menschen leiden an der auch Zuckerkrankheit genannten Stoffwechselerkrankung. Die Betroffenen lassen sich zwei Hauptformen zuordnen: Beim Typ-1-Diabetes gehen die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse meist durch eine Autoimmunreaktion zugrunde. Deutlich weiter verbreitet ist allerdings der Typ-2-Diabetes, der oft durch Fehlernährung verursacht wird. Dabei werden die Zellen des Körpers zunächst zunehmend unempfindlich gegenüber Insulin. Um dies auszugleichen, erhöhen die Beta-Zellen die Hormonproduktion, bis sie schließlich kollabieren. Das Resultat ist damit sowohl beim Typ-1 als auch Typ-2-Diabetes ein Mangel an Insulin – der Körper kann den Blutzuckerspiegel schließlich nicht mehr regulieren. Bei zu hohen Werten drohen Organschäden, deshalb muss künstlich Insulin zugeführt werden.
Es ist bereits bekannt, dass sich eine Ernährungsumstellung verbunden mit Gewichtsabnahme auf die Entwicklung des Typ-2-Diabetes günstig auswirken kann. Es gibt auch Studien, die schon gezeigt haben, dass sogenannte Formula-Diäten bei Personen mit Typ-2-Diabetes die gestörte Funktion der Beta-Zellen zumindest partiell und vorübergehend deutlich verbessern können. Doch die Ergebnisse der Forscher um Valter Longo of the University of Southern California in Los Angeles versprechen nun noch mehr.
Ein spezielles Diätregime scheint zu wirken
Bei der Fasten-imitierende Diät nimmt man an jeweils fünf aufeinander folgenden Tagen pro Monat kaum Kalorien, Eiweiße und Zucker zu sich, dafür aber viele ungesättigte Fettsäuren. In einer Studie die am 15. Februar 2017 in Science Translational Medicine veröffentlicht wurde, berichteten die Forscher bereits über eine klinische Phase II Studie zu den Effekten dieses Diätregimes. Es reduziert demnach beim Menschen Gewicht, BMI, Körperfett, Hüftumfang und den insulinähnlichen Wachstumsfaktor IGF-1.
Durch Tierversuche sind die Forscher nun den körperlichen Effekten der FMD genauer nachgegangen. Sie setzten dazu „Diabetiker-Mäuse“ auf diese Diät und verglichen deren Untersuchungsergebnisse anschließend mit denen von normal ernährten, diabetischen Mäusen. Wie die Forscher berichten, senkte die FMD die Blutzuckerwerte bei den Tieren deutlich. Vor allem stellten sie aber einen überraschenden Effekt fest: In der Bauchspeicheldrüse der Tiere regenerierten sich insulinproduzierende Beta-Zellen.
Reprogrammierung in Gang gesetzt
Genetischen Untersuchungen zufolge stand dies in Zusammenhang mit der Runterregulierung von drei Genen. Die Forscher vermuten, dass dieser Effekt zu einer Reprogrammierung der Zellen in der Bauchspeicheldrüse führt, so dass sie in einen quasi-embryonalen Zustand zurückkehren, in dem sie wieder das Potenzial besitzen, verschiedene Zelltypen hervorzubringen. „Während des Hungerns gehen die Zellen in den Standby-Modus. Dann, wenn man anfängt, die Mäuse zu füttern, beginnen diese embryonal-artigen Zellen Beta-Zellen hervorzubringen“, berichtet Longo.
Den Forschern zufolge besteht nun noch viel Forschungsbedarf, um die Effekte der Diät genauer aufzuklären und das Potenzial für die Humanmedizin auszuloten. Sie messen aber auch den bisherigen Ergebnissen schon große Bedeutung bei und auch unter ihren Kollegen stößt die Studie auf großes Interesse: „Auf alle Fälle ist der Nachweis der zellulären Regeneration von Beta-Zellen und erste Hinweise auf deren Mechanismen ein interessanter Ansatz für die Entwicklung neuer Therapieformen“, meint Susanne Klaus vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke.
Hans Hauner von der Technischen Universität München kommentiert die Ergebnisse ebenfalls: „In der Summe sind das spannende Daten, offen bleibt aber die Frage, wie sich die Befunde auf den Menschen übertragen lassen. Hier sind zusätzliche Studien unverzichtbar. Eine offene Frage ist auch, ob nicht andere Formen einer starken Kalorienbegrenzung ähnliche Effekte wie die hier definierte FMD haben. Ich erwarte allerdings nicht, dass eine FMD, wie immer sie am Ende definiert wird, einen dauerhaften Schutz vor Diabetes geben kann oder als alleinige Diabetestherapie geeignet ist“, so Hauner.