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Erforscht: So optimiert man Selfies

Gesellschaft|Psychologie

Erforscht: So optimiert man Selfies
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Wie wirkt man besonders günstig auf einem Selfie? Foto: pixelfit/iStock
Selfies sollen möglichst die „Schokoladenseite“ ablichten – doch wie soll man beim Anfertigen das Smartphone am ausgestreckten Arm am besten halten, um sich optimal in Szene zu setzen? Wahrnehmungspsychologen haben nun neue Einblicke darin gewonnen, welche Kamerapositionen die Selbstfotografen beispielsweise besonders attraktiv, schlank oder sympathisch auf den „Armlängen-Selbstportraits“ wirken lassen. Offenbar kommt es durchaus auf den Winkel an.

Das Lieblingsspielzeug der modernen Gesellschaft – das Handy – hat den Boom ausgelöst: Mit der eingebauten Kamera machen vor allem Blogger und Facebook-Nutzer gerne Fotos von sich selbst – manchmal auch vor einem besonderen Hintergrund oder gemeinsam mit einer zweiten Person. Dabei setzen die Selbstfotografen den gewünschten Gesichtsausdruck auf und bewegen den Arm seitlich oder auf und nieder, um den Blickwinkel einzustellen. Denn letztlich ist natürlich ein wichtiges Ziel des Selbstportraits: Man will sich ablichten, wie man gern von anderen gesehen werden will.

Selbstportraits im Fokus von Wahrnehmungspsychologen

Doch welche Regeln gibt es dabei? Dieser Frage gehen die Wahrnehmungspsychologen Schneider und Claus-Christian Carbon von der Universität Bamberg nach.  Bereits in einer früheren Studie konnten sie belegen, dass ein Kamera-Blickwinkel von leicht oberhalb schmeichelnd auf die Einschätzung des Körpergewichts der fotografierten Person wirkt. Diesem Effekt sind sie nun weiter nachgegangen und haben auch weitere Aspekte ins Visier genommen: Beurteilungsdimensionen wie Attraktivität, Hilfsbereitschaft oder sympathische Ausstrahlung standen im Fokus. „Die untersuchten Variablen spielen eine entscheidende Rolle in sozialen Interaktionen und sogar bei der Partnerwahl“, so Schneider.

Für die Studie ließen die Forscher über dreihundert Probanden computergenerierte 3D-Modelle realer Gesichter bewerteten, die sieben verschiedenen, selfie-typischen Kameraperspektiven entsprachen. Es handelte sich dabei um Gesichter von Frauen und Männern. Die Probanden wurden befragt, wie sie bestimmte Eigenschaften der gezeigten Personen – je nach Blickwinkel – einstuften. Ziel war es herauszufinden, ob bestimmte Kamerapositionen besonders schmeichelnd wirken oder eher negative Beurteilungen hervorrufen.

Was der Blickwinkel vermittelt

Wie die Forscher berichten, zeichnete sich in der Auswertung unter anderem ab: Speziell Frauen werden attraktiver wahrgenommen, wenn ihre linke Gesichtshälfte von der Kamera erfasst wird. Erstaunlicherweise wirken sie hingegen hilfsbereiter und auch intelligenter, wenn sie ihre rechte Gesichtshälfte zeigen. Bei Männern ist dieser Effekt auf die Wahrnehmung offenbar nicht so ausgeprägt. Sie wirken aber wiederum sympathischer, wenn sie die rechte Seite des Gesichts zur Kamera drehen, so ein Teilergebnis der Studie.

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Beim Punkt Einschätzung des Körpergewichts konnten die Forscher nun einen weiteren Effekt feststellen: Neben einer Kameraposition von leicht oberhalb wirkt eine seitliche Drehung schmeichelnd auf die Einschätzung des Körpergewichts des Portraitierten. „Normalerweise halten wir bei einem Selfie die Kamera schräg neben uns und heben oder senken den Arm dabei etwas“, erklärt Carbon. „Diese intuitive Handlung kann tatsächlich stark die Einschätzung das Körpergewichts der Person auf dem Foto  durch den Betrachter beeinflussen: Bei gehobenem Arm wird es deutlich geringer einschätzt. Werden wir hingegen bei einer tiefer positionierten Kamera noch eher übergewichtig eingeschätzt, so kann eine seitliche Drehung diesen Effekt abfedern“, sagt der Wissenschaftler.

Weitere Details ihrer Auswertungen haben Schneider und Carbon in einem kleinen Einmaleins der Selfie-Wirkung zusammengefasst:

Illustration: Universität Bamberg

Abschließend sagt Wahrnehmungspsychologe Schneider über das ungewöhnlich wirkende Forschungsthema: „Selfies haben sich zu einem wichtigen Medium in unserer modernen Gesellschaft entwickelt – deshalb sollte sich die Psychologie auch näher mit diesem Phänomen beschäftigen“.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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